Die Ledereimer sind gefettet

140 Jahre Feuerwehr Kühnhausen
140 Jahre Feuerwehr Kühnhausen
Trotz der sommerlichen Temperaturen warfen sich die Feuerwehrleute von Kühnhausen für das Foto mit der Pferdespritze aus dem Jahr 1904 in ihre Uniformen. „Wir sind Hitze gewohnt“, sagt Wehrführer Markus Heydick (vorn rechts knieend). Foto: Lydia Werner

Kühnhausen. Emsiges Treiben herrschte bereits gestern auf dem Platz zwischen Feuerwehrgerätehaus und Bürgerhaus. Feuerwehrleute von Kühnhausen bauten gerade das Festzelt für die große Jubiläumsfeier zum 140-jährigen Bestehen auf.

Von heute bis Sonntag ist dort aber noch viel mehr los. Zum Auftakt gibt es abends eine Disco mit DJ Björn. Organisiert haben das dreitägige Jubiläumsfest die Wehr und der Feuerwehrverein gemeinsam. Auch die Jugendfeuerwehr mit immerhin 23 Bambini, Kindern und Jugendlichen ist mit im Boot. Höhepunkte sind der Festumzug und die Festveranstaltung am Samstag.

Während die Vorbereitungen für das große Jubiläum liefen, zeichnete sich bereits ab, dass die Kühnhäuser möglicherweise schon das 180-jährige Bestehen hätten feiern können. „Der Ortschronist hat einen Eintrag entdeckt und prüft das noch genauer“, sagt Wehrführer Markus Heydick. Vor 180 Jahren soll Landrat Türk am 5. Dezember 1838 eine Einsatzübung besucht und die Kühnhäuser Feuerwehr überprüft haben. Er hat unter anderem notiert, alle Ledereimer seien gefettet gewesen und die Feuerharken in Ordnung. „Falls das wirklich ein Hinweis auf 180 Jahre Geschichte ist, feiern wir halt noch einmal“, so Heydick.

Der damalige Landrat kon­trollierte die Ausrüstungsgegenstände, die jeder Feuerwehrmann der Einsatzabteilung in dieser Zeit noch zu Hause aufbewahrte. Und dazu gehörten die Ledereimer, die gut gepflegt waren, wenn der Besitzer sie ordentlich gefettet hatte. Gewissermaßen einsatzbereit.

Und einsatzbereit bleibt die Wehr in Kühnhausen auch während des Festes. Aus dem Gerätehaus würde zwar kein Fahrzeug mehr ausrücken können, zumal in der Auffahrt am, Samstag die Hüpfburg für Kinder platziert wird, aber die Fahrzeuge werden vorher umgeparkt.

Ledereimer gibt es allerdings nicht mehr zu bestaunen. Vielleicht findet sich ja bis zum Festumzug am Samstag auf irgendeinem Dachboden in Kühnhausen noch einer.

„Der Umzug beginnt um 10 Uhr am Bahnhof und führt durch das Dorf zum Festzelt am Feuerwehrgerätehaus“, erklärt Jörg Wellmann , Vorsitzender des Feuerwehrvereins, der derzeit 93 Mitglieder hat. Zu sehen gibt es die Geschichte der Feuerwehr in Bildern, einige alte Feuerwehruniformen sind noch vorhanden. Mit dabei ist auch die alte Pferdespritze aus dem Jahr 1904. „Zwei Pferde aus Kühnhausen ziehen das Teil, beschreibt Wellmann .

Befreundete Wehren aus Mittelhausen , Stotternheim und Elxleben schicken auch Abordnungen. Der Kindergarten, der gleich in der Nachbarschaft der Feuerwehr zu finden ist, beteiligt sich ebenfalls. Auch der Sportverein und die komplette Jugendfeuerwehr laufen mit. Ortsteilbürgermeisterin Birgit Pelke (SPD) sowieso. Sie ist ohnehin Mitglied im Feuerwehrverein. Für die richtige Musik zum Zug sorgt das Fanfarenorchester Erfurt.

Die Bedingungen zum Feiern sind bestens, seit auch der Innenhof gepflastert ist. Das neue Feuerwehrgerätehaus war im November eingeweiht und kurz darauf bezogen worden. Das Pflaster ließ jedoch noch eine Weile auf sich warten. Das ist nun auch Geschichte.

Für den musikalischen Frühschoppen am Sonntag, der um 10 Uhr beginnt, sich aber bis in den frühen Nachmittag hinziehen wird, haben die Kühnhäuser Floriansjünger drei Spanferkel bestellt.

Falls die Feuerwehr Kühnhausen wirklich schon auf eine 180-jährige Geschichte zurückblicken kann, wäre dies nicht die erste Korrektur in jüngster Zeit. Da gab schon einmal ein Gründungsjahr, indem aber nicht die erforderliche Anzahl von Mitgliedern zusammenkam. Das wurde nachgeholt. Als das Versehen festgestellt wurde, gab es eben eine weitere Jubiläumsfeier. Vom Besuch des Landrats Türk im Jahr 1938 – und worauf man damals so Wert legte – kann man auf der Internetseite des Erfurter Ortsteils in der Gemeindechronik nachlesen.

Quelle: Thüringer Allgemeine – Lydia Werner / 01.06.2018